Corona-Talk der CDU Ehingen mit Ronja Kemmer MdB

02.08.2021

Besonders für Kinder, Jugendliche und deren Familien war die Coronakrise eine große Belastung. Dem CDU-Stadtverband Ehingen und der Bundestagsabgeordneten für Ulm und den Alb-Donau-Kreis, Ronja Kemmer, war es daher ein besonderes Anliegen am vergangenen Freitag, den 23.07.2021, bei einem Online-Coronatalk die Probleme und Bedürfnisse von Familien öffentlich zu thematisieren sowie Unterstützungsmöglichkeiten und Handlungsansätze zu diskutieren.

Ronja Kemmer betonte, dass sie – selbst kürzlich Mutter geworden – die Probleme von jungen Familien sehr gut nachvollziehen könne. Sie machte deutlich, dass digitaler Unterricht keinen Präsenzunterricht ersetzen könne und deshalb auch bei steigender Inzidenz die Schulen so lange wie möglich offen bleiben müssten. Um die Schulen digital fit zu machen, habe der Bund mit dem Digitalpakt Schule bereits 2019 ein umfangreiches Förderprogramm aufgelegt. Insgesamt 6,5 Milliarden Euro investiere der Bund in die Digitalisierung von Schulen. Als Reaktion auf die Corona-Pandemie wurde der Digitalpakt noch einmal erweitert: In einem Sofortprogramm würden jeweils 500 Millionen Euro für die digitale Ausstattung von Lehrern und Schülern bereitgestellt. Zudem beteilige sich der Bund mit weiteren 500 Millionen Euro an der Ausbildung und Finanzierung von IT-Administratoren. Ronja Kemmer machte dabei deutlich: „ Die Aufgabe von Lehrern ist das Unterrichten, die Wartung und Betreuung von Home-Schooling-Systemen muss durch Administratoren erfolgen. Leider fehlen diese momentan an vielen Schulen noch, das verhindert in vielen Fällen einen reibungslosen Ablauf. Es ist ganz essentiell, dass der Bund hier Länder und Gemeinden gezielt unterstützt.“

Die Fachexperten Benjamin Henn vom Caritas Quartiersprojekt am Wenzelstein und die Kinderpsychotherapeutin Dipl.-Heilpäd. (FH) Luitgard Edele aus Ehingen gaben einen Rückblick auf die vergangenen Monate mit Corona und schilderten zunächst die Herausforderungen mit denen besonders Kinder und Jugendliche konfrontiert waren.

Edele ging in besonderer Weise auf die COPSY-Studie der Uniklinik Hamburg zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen während Covid-19 ein. Hieraus geht hervor, dass Jugendliche besonders zur Zeit der zweiten Welle seelisch belastet waren und sich in ihrer Lebensqualität gemindert sahen. Besonders depressive Verstimmungen und psychische Auffälligkeiten wurden durch den zweiten Lockdown nochmals verstärkt.

Laut Edele zeige sich, dass Schulen und KITAS eine wesentliche Schutzfunktion  gegen häusliche Gewalt, Missbrauch und Vernachlässigung hätten. Ihres Erachtens sollte alles dafür getan werden, dass diese Einrichtungen offen blieben.  Aktuell weisen laut Edele 3 von 10  Kindern psychische Auffälligkeiten auf; es gebe mehr Essstörungen, Zwänge und Ängste. Kinder und Jugendliche müssten über lange Sicht im Blick behalten werden. Die Langzeitfolgen seien noch offen. Derzeit gebe es in allen Praxen für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie ca. 40 - 60 % mehr Anmeldungen. „Ich halte es für nötig, dass niederschwellige Angebote wie offene Treffs für Kinder und Jugendliche ausgeweitet werden. Die Investition von Familienhilfen und mehr Schulsozialarbeitern in der Schule hat eine wichtige präventive Funktion. All dies bedarf der finanziellen Nachbesserung. Ich denke hier auch an ein Angebot eines Hortes in der Stadt als zusätzliches Angebot neben Ganztagesschulen für Kinder aus benachteiligten Familien“, so Edele.

Die Sorgen und Hoffnungen der Kinder aus Ehingen stellte Benjamin Henn vom Caritas Quartiersprojekt am Wenzelstein anhand einer Umfrage unter 68 Kindern im Alter von 5 bis 15 Jahren vor. Familie und Freunde – und deren Gesundheit – seien den Kindern und Jugendlichen besonders wichtig. Viele forderten, dass sich alle Menschen an die Corona-Auflagen halten, damit die Inzidenzwerte sinken und Schule oder Freizeitangebote verlässlich stattfinden können. Oft bestehe ein Wunsch nach „Normalität wie früher“, jedoch fehle eine konkrete Idee für die „Zeit danach“ – Corona gehöre schon sehr zum Alltag. Beeindruckt zeigte sich Henn davon, wie sich die Kinder mit der Situation auseinandersetzen und die Ambivalenz der Situation verstehen: Sie wüssten um die Notwendigkeit der Hygiene-Maßnahmen, empfänden diese aber gleichzeitig als große Belastung. Henn hält Hilfen wie das Aktionsprogramm des Bundes „Aufholen für Kinder und Jugendliche“ für dringend notwendig. Für die Kinder selbst seien Räume zur Begegnung untereinander essentiell. „Es ist wichtig, dass Kinder und Jugendliche von der Politik gehört werden. Die vergangenen anderthalb Jahre haben gezeigt, was wichtig ist und was meist fehlte: Kontakte zu Gleichaltrigen, Möglichkeiten zur sinnvollen Freizeitgestaltung und die Schule als Ort vor allem auch für soziales Lernen.“

Unter Moderation von Christina Sauter-Knapp und Lukas Ströbele konnten der Abgeordneten und den Referenten im Anschluss an deren Impulsvorträge Fragen gestellt werden, die teilweise auch bereits über die Sozialen Medien im Vorfeld an die Organisatoren der CDU herangetragen worden waren. So entstand ein lebhafter Austausch zwischen allen Teilnehmern. Es handelte sich nach einem Impf-Talk im Frühjahr bereits um den zweiten Online-Coronatalk des CDU Stadtverbands und es soll nicht die letzte Talkrunde des Stadtverbands zu aktuellen Themen gewesen sein.