Zum 30. Jahrestag des Mauerfalls konnte die Ulmer CDU ein politisches Schwergewicht gewinnen: Eberhard Diepgen, regierender Bürgermeister von Westberlin in der Vorwendezeit von 1984 bis 1989 und regierender Bürgermeister des wiedervereinigten Berlins von 1991 bis 2001.
In der Begrüßung schlug die Vorsitzende der CDU Ulm Barbara Münch den Bogen zur aktuellen politische Lage in Deutschland. Sie will einer Kommunikation, die aus ihrer Sicht zunehmend von Emotionen und Schwarz-Weiß-Denken geprägt ist, durch eine differenzierte Diskussion und ein schnelleres Abarbeiten der Anliegen der Bürger begegnen und so die Menschen zusammenführen.
Um das Zusammenwachsen ging es auch im Vortrag Eberhard Diepgen, der durch seine beiden Amtszeiten als Regierender Bürgermeister zu einem historisch einmaligen Zeitzeugen geworden ist.
Diepgen musste vor 1989 die schrittweise Aufgabe der Deutschen Einheit als politisches Ziel bei vielen westdeutschen Politikern erleben und stemmte sich dagegen und durfte aber nach der Einheit das Zusammenwachsen einer für Jahrzehnte geteilten Stadt mit völlig unterschiedlichen Gesellschaften gestalten.
Beide Erfahrungen flossen in seinen Vortrag, der sehr deutlich die von links ständig wiederholte Behauptung der Übernahme der DDR durch die Bundesrepublik widerlegte. Er rief sowohl in Erinnerung, dass nur durch glückliche Umstände das SED-Regime friedlich endete und wie kurz der Zeitkorridor für den Einigungsprozess war, in dem zögernde europäische Partner umgestimmt werden mussten und mit der Sowjetunion verhandelt wurde, während gleichzeitig die Menschen in der DDR immer lauter die Einheit verlangten.
Mehr als 80 Gäste, unter ihnen Oberbürgermeister Gunter Czisch und Erster Bürgermeister Martin Bendel, die ehemaligen Bundestagsabgeordneten Herbert Werner und Heinz Seiffert, die ehemalige Ulmer Landtagsabgeordnete und Ministerin Dr. Monika Stolz, der Fraktionsvorsitzende im Ulmer Gemeinderat, Dr. Thomas Kienle und mehrere aktive und frühere Stadträtinnen und Stadräte erlebten einen Referenten, der sehr genau die Stimmung vor und nach dem Mauerfall und während des Einigungsprozess beschrieb, aber auch klar und durchaus kritisch die aktuelle Entwicklung und Befindlichkeit in Deutschland analysierte.
Bereits am Vortag besuchte Eberhard Diepgen das Ulmer Münster, sprach danach im Rathaus mit Oberbürgermeister Gunter Czsich über Schwörfeier, Zusammenarbeit über die Donau hinweg und das Ulmer Model auf dem Wohnungsmarkt und diskutierte beim Abendessen mit der Ulmer CDU Vorsitzenden Barbara Münch, ihren Stellvertreter Wolfgang Schmauder und Pressereferent Andreas Raab den ganzen Bogen von der Innenpolitik bis zur Europapolitik.
Aus Ulm nimmt Diepgen eine Anregung mit - einen Schwörmontag von Regierung und Bürgern aller Altersstufen, für ganz Deutschland. Den Geist des Schwörmontags bei dem alle politischen und gesellschaftlichen Kräfte zusammenkommen, Rechenschaft geleistet und das Versprechen auf eine gerechte Behandlung aller Bürger gegeben wird, vermisst Eberhard Diepgen bei den Feiern zum Tag der deutschen Einheit. Er forderte deshalb anstelle des jährlichen „Wanderzirkus“ durch die Bundesländer mit regionaler Folklore einen Gedenk-Ort an dem jedes Jahr Regierung und Bürger zusammenkommen um das Geschenk der deutschen Einheit, vonFreiheit und Demokratie für alle Bürger zu feiern, die durch den Mut der Menschen vor dreißig Jahren eingeleitet wurde, als in Deutschland aber auch in ganz Europa die Mauern fielen.
Andreas Raab, Pressesprecher
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